Wohntrends und Folgen In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise in den grossen Städten nach jahrelangem Wachstum erstmals wieder zurückgegangen. Was drängt die Menschen weg von den Städten in die Agglomerationen und welchen Einfluss hat dies auf zukünftige Wohnformen und die Mobilität?

In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise in den grossen Städten nach jahrelangem Wachstum erstmals wieder zurückgegangen. Was drängt die Menschen weg von den Städten in die Agglomerationen und welchen Einfluss hat dies auf zukünftige Wohnformen und die Mobilität?

Die Postfinance hat als erstes grösseres Schweizer Finanzinstitut beschlossen, Negativzinsen für vermögende Privatkunden einzuführen. Sie gibt damit die von der SNB übertragene Last zur Bekämpfung des starken Frankens an ihre Kunden weiter. Die getroffene Massnahme liegt vor allem damit zusammen, dass der Postfinance das Anlagegeschäft verboten ist und sie dadurch das Retailgeschäft ohne diese Massnahme nicht mehr ausgeglichen gestalten könnte. Theoretisch müsste dadurch der Konsum und auch der Bedarf an Immobilien angekurbelt werden. Trotzdem sind sich die Experten einig, dass die Schweiz nicht vor einer neuen Immobilienblase steht. Mehrere Gründe spielen hierbei eine Rolle:

  • – Staatliche Regulierungen wie das einzubringende Eigenkapital von 20% bei der Hypotheken-Vergabe
  • – Kontroll- und Tragbarkeitsmechanismen der Banken (oftmals 5% Hypo-Zins als Kalkulationsgrundlage bei der Vergabe)
  • – Unsicherheiten, wie die Angst vor Trump oder die Masseinwanderungsinitiative dämpfen Investitionen
  • – Hohe Immobilienpreise und geringe Verfügbarkeit
  • – Politische Beschränkungen bei der Umzonung in Bauland und Gewerbezonen (Kultulandinitiative im Kanton Zürich, Zweitwohnungsinitiative)

 

Diese Markt- und Staatseinfüsse wiederspiegeln sich insbesondere in urbanen Regionen wie Zürich, wo die Immobilienpreise 2015 erstmals seit Längerem um 5% gefallen sind. In der Westschweiz geht diese Tendenz mit knapp 7% günstigeren Immobilien in den Zentren sogar noch weiter. Zeitgleich ist jedoch auch eine Verschiebung von Wohnflächen in die Agglomerationen und nahegelegene ländliche Regionen zu beobachten. Gefragt sind aktuell gut erschlossene Gebiete wie der Aargau, die Innerschweiz oder die Ostschweiz. Trotz der allmälich sinkenden Preise in den Städten, ist der preisliche Unterschied zur Agglomeration und dem Land noch immer beträchlich. Zudem schätzen Schweizerinnen und Schweizer einerseits den Vorteil ländlicher Naherholungsgebiete und andererseits die dennoch gewährleistete unmittelbare Nähe zu den Ballungszentren durch das gut erschlossene Verkehrsnetz.

Entwicklung bei Geschäftsimmobilien

Büroflächen entstehen, anders als Wohnungen, eher in den Grosszentren. Ein Wachstum verzeichnen dabei primär neu entstehende Stadtteile wie Zürich West. Bei der Auswahl immer zentraler wird die gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr, da die Arbeitnehmer wie dargelegt, wieder vermehrt von ausserhalb anreisen. Rückläufig sind derzeit die Neubezüge von Gewerbeflächen, was vor allem dem Online-Handel und dem Einkaufstourismus geschuldet ist. Der einstige Trend der Umnutzung von freiwerdenden Gewerbeflächen zu Wohnraum ist bereits wieder Schnee von gestern. Oftmals macht dies aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn. Denn die Umgestaltung der Raumaufteilung ist meist teuerer, als ein kompletter Umbau.

Wohnraum der Zukunft

Die vierte industrielle Revolution probhezeit fundamentale Veränderungen der Mobilität. Die Meinungen zur Bedeutung dessen für die zukünftige Wohnform von Schweizerinnen und Schweizer gehen auseinander. Einige erwarten eine weitere Urbanisierung, andere rechnen mit zunehmender Zersiedelung. Das zweite Szenario wird mit den Nebenerscheinungen der Technologisierung begründet. Man rechnet dabei mit einem Rückzug, der weiter geht, als nur bis in die Agglomerationen. Denn die zunehmende Vernetzung erhöht das Bedürfnis nach Ausgleich in der Natur und führt zur Flucht aus den Städten. Allerdings wird es spannend sein, wie lange dieser Trend im Falle eines Eintretens anhält. Denn mit den politischen Bestrebungen des Zersiedlungsstopps, entsteht auch ausserhalb der Städte eine Bauzonenknappheit. Ausserdem werden sich die Preise langfristig der Nachfrage anpassen, was dafür sorgt, dass dereinst wieder eine Flucht vom Land, zurück in die Städte stattfinden könnte.

Einfluss auf die Geschäftstätigkeit

All das ist Zukunftsmusik. Aber unabhängig von der Entwicklung ist es für Unternehmen zentral, Fragen der Mobilität und des Standorts bei der Unternehmensstrategie nicht zu vernachlässigen. Mögliche Treiber sind hierbei:

  • – Ein Standort, an dem man erforderliche Tätigkeiten wie den Einkauf, das Training oder das Feierabendbier auch gleich erledigen kann
  • – Die Förderung von Homeoffice
  • – Ein verkehrstechnisch gut erschlossener Standort

 

All diese Kriterien fliessen in den von Arbeitnehmern wahrgenommenen Total Reward ein, der bei der Auswahl des Arbeitgebers entscheidend ist. Es lohnt sich also, die Situation auf dem Immobilienmarkt weiter zu beobachten und die Folgen für das eigene Unternehmen daraus abzuleiten. Denn dies hat einen direkten Einfluss auf den Erfolg Ihres HR-Marketings und die daraus entstehende Attraktivität bei den besten Arbeitnehmern.

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