«Horizon Europe» und seine Bedeutung für die KMU Die Schweiz steht weltweit sehr gut da in Sachen Forschung und Innovation. Ein Grund dafür ist ihre Teilnahme an den europäischen Forschungsprogrammen. Gerade für KMU sind diese eine wichtige Finanzierungsquelle und ermöglichen eine stetige Innovation. Die Kündigungsinitiative («Begrenzungsinitiative») gefährdet die Schweizer Teilnahme am neuen Rahmenprogramm «Horizon Europe». Damit steht gerade für die Forschung und Innovation in KMU viel auf dem Spiel.

Die Schweiz steht weltweit sehr gut da in Sachen Forschung und Innovation. Ein Grund dafür ist ihre Teilnahme an den europäischen Forschungsprogrammen. Gerade für KMU sind diese eine wichtige Finanzierungsquelle und ermöglichen eine stetige Innovation. Die Kündigungsinitiative («Begrenzungsinitiative») gefährdet die Schweizer Teilnahme am neuen Rahmenprogramm «Horizon Europe». Damit steht gerade für die Forschung und Innovation in KMU viel auf dem Spiel.

«Horizon Europe» ist das 9. Europäische Forschungsrahmenprogramm und das grösste weltweit. Es ist ein Programm mit ganzheitlichem Ansatz: Ob Grundlagenforschung, angewandte Forschung oder technologische Innovation ‑ für praktisch jeden Schritt in der Wertschöpfungskette gibt es ein Förderinstrument.

Ob die Schweiz sich am Programm beteiligen kann, hängt davon ab, wie die Abstimmung über die Kündigungsinitiative (bzw. «Begrenzungsinitiative») am 27. September ausfällt. Der Grund dafür ist die sogenannte Guillotine-Klausel: Wenn mit der Personenfreizügigkeit eines der sieben Abkommen aus dem Paket der Bilateralen I mit der EU gekündigt wird, verlieren auch alle anderen ihre Gültigkeit. Für den Schweizer Forschungs- und Innovationsstandort wäre das ein grosser Rückschlag. Wird das Forschungsabkommen mit der EU ausser Kraft gesetzt, kann er sich nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen am Programm beteiligen.

Die drei Pfeiler der Umsetzung

«Horizon Europe» funktioniert wie das aktuelle Programm «Horizon 2020» über drei Pfeiler: Exzellente Wissenschaft, globale Herausforderungen und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sowie innovatives Europa. Der erste Pfeiler soll die wissenschaftliche Basis stärken und ist darum auf die Grundlagenforschung ausgerichtet. Hier sind Hochschulen die primäre Zielgruppe, aber auch Unternehmen können sich für eine Förderung bewerben. Beim zweiten Pfeiler soll die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas gestärkt werden und es wird versucht, Lösungen für die grossen Probleme unserer Zeit, wie z.B. den Klimawandel, zu finden.

Der dritte Pfeiler ist insbesondere zur Förderung von innovativen Unternehmen und Start-ups vorgesehen. Mit dem Europäischen Innovationsrat (EIC) wird dafür eine neue zentrale Anlaufstelle geschaffen, die Vieles vereinfachen sollte. Dieser dritte Pfeiler ist gerade für KMU sehr interessant, da vielversprechende Technologien mit verschiedenen Instrumenten gefördert werden. So gibt es einerseits den «Pathfinder» für Projekte in der Frühphase und andererseits den «Accelerator» für die späteren Phasen der Entwicklung und der Markteinführung.

Aktuell beteiligt sich die Schweiz als voll assoziiertes Land am laufenden Programm «Horizon 2020». Nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative 2014 wurde sie vorübergehend nur noch als Drittstaat zum Programm zugelassen und erhielt deutlich weniger Projektunterstützung. Seit der erneuten Vollassoziation konnten die Verluste teilweise kompensiert werden. Insgesamt ist die Schweizer Forschungsteilnahme ein voller Erfolg: Die Schweiz konnte eine hohe Anzahl an Beteiligungen erreichen und auch finanziell profitiert sie von der Teilnahme. Seit Beginn des 3. Rahmenprogramms sind der Schweiz rund 6 Milliarden an Fördermitteln zugeflossen – das ist mehr, als wir über die Jahre an Beiträgen einbezahlt haben.

Ein Erfolgsmodell für KMU

Für den Privatsektor sind die Rahmenprogramme die wichtigste öffentliche Quelle zur Finanzierung von Forschung und Innovation. Diese Programme haben stark dazu beigetragen, dass sich die Schweiz zu einem grossen Standort für Hightechunternehmen und Forschungs- und Entwicklungsabteilungen entwickelt hat. Gemäss einer Studie des SBFI besteht beinahe die Hälfte aller europäischen Projekte mit Schweizer Beteiligung aus Kooperationen von Hochschulen und Privatunternehmen. Davon sind 62 Prozent KMU. Von den befragten KMU gaben über ein Drittel an, aufgrund der Programmteilnahme mindestens eine zusätzliche Person permanent zu beschäftigen. Rund ein Fünftel der KMU rechnet zudem mit direkten Umsatzsteigerungen aufgrund der Teilnahme an den Projekten des Rahmenprogramms.

Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung. Quelle: SBFI (2019).

Die Projekte im Rahmen des Forschungsprogramms zahlen sich also für die KMU und für den gesamten Standort Schweiz aus. So ist die bisherige Beteiligung der Schweiz an den europäischen Forschungsprogrammen eine Erfolgsgeschichte. Diese soll auch in Zukunft weitergehen. Für die Schweiz als kleines, vernetztes Land in Europa ist es wichtig, weiterhin auf Offenheit und Austausch zu setzen. Nur so kann die Innovationskraft und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes bewahrt werden.

Beitrag von Florence Mauli und Michele Salvi, wissenschaftliche Mitarbeiter allgemeine Wirtschaftspolitik, economiesuisse.

Das könnte Sie auch interessieren: