Frauen in Verwaltungsräten – ein Leitfaden Unternehmen haben Mühe, Kandidatinnen für einen Posten in ihrem Verwaltungsrat zu gewinnen. Wie können Frauen, die an diesen Aufgaben interessiert sind, dorthin gelangen?

Unternehmen haben Mühe, Kandidatinnen für einen Posten in ihrem Verwaltungsrat zu gewinnen. Wie können Frauen, die an diesen Aufgaben interessiert sind, dorthin gelangen?

An den Tischen der Verwaltungsräte (VR) stellt sich immer die gleiche Frage: Wo sind die Frauen? Laut der Studie Business Monitor 2019 zur Geschlechterverteilung in Geschäftsführungen sind in der Schweiz 19,9% der Verwaltungsratsmitglieder einer Aktiengesellschaft und 9% der VR Präsidenten weiblich.

Die Gründe für diese Ungleichheit sind deckungsgleich mit denen für die geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen ganz allgemein. In der Regel werden hier die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Managementaufgaben und Mutterschaft genannt, aber auch das Verhalten einiger männlicher Geschäftsführer, die weiterhin ihre eigenen Geschlechtsgenossen bevorzugen.

 

  1. Die eigenen Absichten kundtun

Für die Posten im Verwaltungsrat gibt es nach wie vor nur wenige Bewerbungen von Frauen. Aus dieser Seltenheit sollten die Kader eine Chance machen, denn weibliche Verwaltungsräte sind gefragt und geschätzt, vor allem in Familienbetrieben und Stiftungen. Dafür muss man die Kandidatin und ihre Pläne allerdings erst einmal kennen. „Frauen, die sich für einen solchen Posten interessieren, müssen ihr Netzwerk aktivieren und ihr Interesse kundtun, zumal 95% der Posten in einem Verwaltungsrat über Beziehungen vergeben werden. Männer sind da sehr proaktiv; Frauen müssen es ihnen gleichtun und ihre Bescheidenheit vergessen“, rät Diane Reinhard, Präsidentin des Verwaltungsrates von Board2win, einer Recruitment-Agentur aus Lausanne, die sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen mit Verwaltungsrätinnen in Kontakt zu bringen.

 

  1. Profile von Jüngeren willkommen!

Das typische Profil einer Frau, die VR-Mitglied ist, bleibt das einer Managerin am Ende ihrer beruflichen Laufbahn, die zuvor viele Führungspositionen innehatte. Man muss aber nicht bis zur Rente warten: „Jüngere Kandidatinnen mit untypischen Profilen zu suchen, die eine Ergänzung zu den anderen Mitgliedern bilden, ist für einen Verwaltungsrat sehr bereichernd“, stellt Diane Reinhard fest, die auch Mitgründerin des Cercle suisse des administratrices (Schweizer Kreis der Verwaltungsrätinnen) ist.

Bei der Suche nach so einem Juwel empfiehlt Diane Reinhard zudem, dass man sich für die Kompetenzen innerhalb des Unternehmens interessiert, indem man die Mitarbeiterinnen als Ganzes unter die Lupe nimmt. „Man kann den Pool auch auf die Lebensgefährtinnen oder auch die Freunde und Bekannten der Angestellten ausweiten. Man darf sich nicht auf die Kreise der bereits bekannten Frauen beschränken.“

 

  1. Kompetenzen und Expertise

Mit der Professionalisierung der Verwaltungsräte geht für Unternehmen die Suche nach vielseitigen und sich ergänzenden Profilen einher. Neben Expertise in den Bereichen Finanzen und Recht werden auch andere Kompetenzen aus angrenzenden Branchen oder interdisziplinäres Wissen geschätzt. “ Die VR-Mitglieder geben Impulse für diese Strategie und bringen sich in die Entwicklung ein“, erklärt Diane Reinhard. Wie bei jeder Bewerbung muss man seine Kompetenzen klar herausstellen und deutlich machen, inwiefern sie einem Unternehmen nützen können. Im Moment stehen zum Beispiel Profile mit Kompetenzen aus den Bereichen Umwelt, Kreislaufwirtschaft oder Digitalwirtschaft besonders hoch im Kurs.

 

  1. Laufbahnplanung

Eine Karriere als Verwaltungsrätin kann Teil einer Strategie für die berufliche Entwicklung sein. Olga Darazs hat sich für diese Aufgabe entschieden und bleibt zugleich mit einem Bein im operativen Geschäft. „Bei CSD Ingenieurs, einer Schweizer Firma, die Pionierin im Bericht Umwelt-Engineering ist und heute über rund dreissig Zweigniederlassungen in Europa und 700 Mitarbeitende verfügt, sind die Angestellten die Aktionäre. Indem ich 2008 in den Verwaltungsrat ging und 2011 dessen Vorsitz übernahm, konnte ich mich an der Entwicklungsstrategie des Konzerns beteiligen, der seitdem auf das Doppelte angewachsen ist.“

 

  1. Verwaltungsrätin: eine idealer Teilzeit-Job

Bei dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben hat ein Posten in einem Verwaltungsrat den Vorteil, dass man ihn in Teilzeit wahrnehmen kann. Dieser Aspekt kommt den rund 60% der Frauen in der Schweiz, die weniger als 100% arbeiten, sehr entgegen.

 

Praxisbeispiel

Die Walliserin Karin Perraudin ist als selbstständige Verwaltungsrätin tätig. Sie spricht über ihren Werdegang und ihre Sicht zu dieser Aufgabe auf dem KMU Portal des SECO.

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