Trends Chinesisch-Schweizerischer M&A-Deals Die M&A-Aktivitäten chinesischer Firmen haben in der Schweiz an Dynamik gewonnen. Dabei verdienen neben den staatlichen auch insbesondere die privaten chinesischen Firmen besondere Aufmerksamkeit. Dieser Artikel thematisiert und belegt diesbezüglich aktuelle Trends.

Die M&A-Aktivitäten chinesischer Firmen haben in der Schweiz an Dynamik gewonnen. Dabei verdienen neben den staatlichen auch insbesondere die privaten chinesischen Firmen besondere Aufmerksamkeit. Dieser Artikel thematisiert und belegt diesbezüglich aktuelle Trends.

von Juan Wu und Martin Schnauss (CFA, FRM), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)

Als China mit der Öffnung und Reformpolitik im Jahre 1979 ein neues Kapitel der Geschichte aufschlug, betrug sein BIP gerade mal 178 Milliarden USD; bis Ende 2016, also innerhalb von weniger als 40 Jahren, hat sich dieser Wert um das 61fache auf über 11 Billionen USD erhöht. Damit ist China hinter den USA nunmehr die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt. Und noch immer befindet sich das Reich der Mitte auf dem Weg der Reform. Es ist unzufrieden mit seiner Position als Werkbank der Welt. China strebt nach Wachstum mit Qualität – von „Made in China“ zu „Created in China“. Die KP Chinas hat in ihrer «Strategie 2025» jene Branchen aufgelistet, in denen das Land international zu den führenden Anbietern gehören will. So ist die verstärkte Internationalisierung ein Sprungbrett für viele chinesische Firmen. M&A ist eine der beliebten Methoden, um im Ausland strategische Positionen zu gewinnen.

Die M&A Aktivitäten chinesischer Firmen ziehen die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich, vor allem gigantische Übernahmen wie etwa „Syngenta“ oder auch die von HNA abgeschlossenen Deals wie „Gategroup“, „SR Technics“ und „Swissport“. Diese Zusammenschlüsse erfolgten durch staatlich gelenkte Konzerne (SOE – «state owned enterprises»). Aber es ist noch eine andere Gruppe von Firmen ebenfalls sehr aktiv, die bislang wenig beachtet wurde – die der chinesischen Privatfirmen (Non-SOE, oder POE für private owend enterprises).

Die chinesischen Privatfirmen tragen derzeit ca. 60% zum BIP bei. Eine Studie von Morgan Stanley prognostiziert sogar einen Anteil am BIP von über 70% bis 2020. Zusätzlich beschäftigen sie rund 80% der Arbeitnehmer in China.

Den chinesischen Privatfirmen ist es erst seit 2002 erlaubt, ins Ausland zu investieren. Sie sind somit Newcomers im internationalen Geschäft. Dennoch haben sich die internationalen Investitionen der chinesischen Privatfirmen seither rasant entwickelt. So hatten 2015 chinesische Firmen weltweit 498 M&A Deals abgeschlossen, davon fallen 381 auf Privatfirmen. 2017 waren von 80 Schweizer Firmen mit chinesischen Eigentümern deutlich mehr als 60 in der Hand von chinesischen Privatfirmen; so etwa wurde Saurer von der Jinsheng Gruppe übernommen, Steiger von Ningbo Cixing, Sigg von Haers, Swissmetal von der Baoshida Gruppe, Green Motion von der Zhongdian Group, um nur einige wenige zu erwähnen.

Von der „Chinesischen Wirtschaftsinvasion“ alarmiert, erlassen die USA und die EU immer mehr Restriktionen vor allem gegenüber chinesischen Staatskonzernen. Dies bezieht sich insbesondere auf die Schlüsselindustrien wie Technologie und Energie. Weiterhin haben undurchsichtige Übernahmen durch die HNA Gruppe, insbesondere der Syngenta-Deal durch Chemchina, auch die Schweiz veranlasst, über Schutzmassnahmen nachzudenken. Dies hat dazu beigetragen, dass sich der Internationalisierungsprozess der staatlichen oder halbstaatlichen chinesischen Unternehmen verlangsamt. Jedoch sind Chinas Privatfirmen weniger im Fokus der westlichen Regierungen. Sie werden eine immer wichtigere Rolle im internationalen Business und in der internationalen M&A Szene spielen. Deshalb empfiehlt es sich für Schweizer Firmen und Behörden, sich verstärkt auch mit chinesischen Privatfirmen auseinanderzusetzen. Dabei sollten die Chancen und Risiken der chinesischen M&A Aktivitäten sorgfältig abgewogen werden.

Das könnte Sie auch interessieren: